Amtshaus zweistöckig seit 1911
1911 wurde in Fels unter dem Bürgermeister Michael Kienböck ein zweistöckiges Amtshaus errichtet. Vorher wurden die Amtsgeschäfte der Gemeinde im Haus des jeweiligen Bürgermeisters durchgeführt. Die Planungsarbeiten begannen schon 1910 mit einem Entwurf des Baumeisters Franz Kerndl aus Krems. Das geplante Gebäude sollte im Parterre Platz bieten für die Gemeindevertretung, die Raiffeisenkasse und das Postamt. Im 1. und 2. Stock sollten Wohnungen vorhanden sein für den Gemeindearzt und die Lehrerschaft wobei im östlichen Flügel auch zwei Klassenzimmer und ein Lehrmittelzimmer vorgesehen waren. Die Finanzierung erfolgte durch ein Darlehen von 100.000 Kronen der Landes-Hypothekenbank.
Quellen: Landzeitung 4.2.1911 und 11.11.1911
Der Bauvergabe an Johann Kargl, Architekt und Stadtmaurermeister aus Langenlois, erfolgte am 5. Februar und war im Mai 1911 abgeschlossen. Am 21. Oktober 1911 erfolgte die Kollaudierung in Anwesenheit des Bezirkshauptmanns Tremel und weiterer Honoratioren und danach die Weihe der Räume durch den Pfarrer Franz Zeibert im Rahmen eines Festes, gestaltet durch Lehrer und Schüler.
Die Land-Zeitung berichtet ausführlich über dieses Gemeindefest.
"Fels. (Ein Gemeindefest.) Durch die Wohnungsnot veranlaßt, faßte die Gemeindevertretung von Fels im Vorjahre den Beschluß, einen Bau aufzuführen, welcher diesen Übelständen abhilft. Am 21. v. war nun dieser Bau fertiggestellt und wurde die Kollaudierung vorgenommen.
Die Kommission, bestehend aus den Herren k.k. Bezirkshauptmann Tremel, Herrn Oberingenieur Koch von der Statthalterei und Bezirksrat Dr. Trübel und Bezirksschulinspektor Baumgartner aus Tulln, ferner Herr Bezirksrichter Dr. Wagner aus Kirchberg, wurden vom Bahnhofe abgeholt und im neuen Sitzungssaal in Anwesenheit der Gemeindevertretung und sämtlicher Honoratioeren der Gemeinde durch Herrn Bürgermeister Michael Kienböck begrüßt, worauf der Bau, in welchem im Parterre Gemeindeamt, Raiffeisenkasse und Postamt und im 1. und 2. Stock Wohnungen für den Herrn Gemeindearzt und die Lehrerschaft, und ich im östlichen Flügel des Gebäudes zwei Schulzimmer und ein Lehrmittelzimmer untergebracht sind, eingehend besichtigt.
Nachdem der Bau als den Anforderungen entsprechend befunden war, wurde das Kollaudierungsprotokoll verfasst, dann hielt der Herr Gemeindearzt Dr. Dantone eine schwungvolle Festrede, worauf der Herr Bezirkshauptmann in sehr anerkennenden Worten die Gemeinde zu ihrem Werke beglückwünschte und seiner Freude Ausdruck gab, Zeuge dieser Opferwilligkeit und dieses Fortschritts sein zu können.
Nachdem die Kollaudierung beendet, nahm hochw. Herr Pfarrer Franz Zeibert unter Assistenz des hochw. Herrn Kooperators Alois Novak die Weihe der Amtsräume und Schulklassen vor, worauf sich die Anwesenden in einem vom Lehrkörper hübsch dekorierten Lehrzimmer versammelten, wo Herr Pfarrer Zeibert den Zweck der Weihe erläuterte und des Himmels Segen auf das neue Gebäude und die Gemeinde herabflehte. Hierauf überreichte der Erbauer Herr Johann Kargl aus Langenlois dem Herrn Bürgermeister die Schlüssel mit dem Wunsche, die gebrachten Opfer mögen auch die erhofften Früchte bringen. Daran reihten sich Schulaufführungen, bei welchen das Weihelied und das Loblied auf lobenswerte Weise zum Vortrag kamen. Die Schülerinnen Theresia Leth, Theresia Pachl, Berta Paschinger, Marie Grill, Auguste Dantone und Julia Schober trugen in musterhafter Weise passende Gedichte vor, wonach Herr Oberlehrer Brumiller die Notwendigkeit des Baues erläuterte und zu gemeinsamen und einheitlichen Zusammenwirken aufforderte und mit einem dreimaligen Hoch auf den geliebten Kaiser schloß, worauf das Kaiserlied mit großer Begeisterung gesungen wurde.
Bei der Mittagstafel in Rittlers Gasthaus wurden vom Herrn Bürgermeister, vom Herrn Bezirkshauptmann, Herrn Oberlehrer, Herrn Bezirksschulinspektor, vom Herrn Kooperator, vom Gemeindearzte und 1. Gemeinderat Trinksprüche ausgebracht. Mit dem 1 Uhr Zug traten die Herrn Kommissionsmitglieder die Rückfahrt an, nachdem sie nochmals ihrer Freude über die hübsche Feier Ausdruck gegen hatten. Der 2. Gemeinderat Herr Karl Schobert gedachte noch des Erbauers Herrn Johann Kargl und seines Poliers Herrn Zenier, die den Bau in umsichtiger Weise förderten. Dem Erbauer Herrn Johann Kargl sei auch hier nochmals der Dank der Gemeindevertretung öffentlich zum Ausdruck gebracht.
Am Nachmittag wurden die Schulkinder mit Würstel, Kipfel und Kracherl bewirtet, welch letztere Herr Dr. Dantone und Privatier Herr Johann König d. Ä. beistellten, wofür diesen beiden Herren herzlichst gedankt wird. Es wäre überflüssig, wenn man die selbstverständlich große Freude der Kinder schildern möchte, welche sich womöglich noch steigerte, als eine zufällig durchziehende Zirkusgesellschaft der versammelten Kinderschar eine Vorstellung geben durfte. Nachdem die Kinder Herrn Ortsschulratsobmann Johann Schober gedankt hatten, ermahnte sie dieser zu Dankbarkeit und Folgsamkeit, auch Herrn Kooperator ermahnte die Schüler nochmals zur Dankbarkeit gegenüber den Eltern und Lehrern. Der Herr Ortsschulratsobmann dankte noch den Herrn Lehrern für ihre Mühe zum Gelingen des Festes, worauf die schöne Festfeier geschlossen wurde."
Quelle: Österreichische Land-Zeitung, 11. November 1911, Nr. 45, Seite 4.
1974 erfolgte die Renovierung des Amtshauses Fels, Wienerstraße 15. Die Bauleitung erfolgte durch Architekt Dipl. Ing. Wilhelm Schmid, Gösing. Die Arbeiten wurden durch die Firma Leo Wagner aus Fels durchgeführt.
Die Planskizze für die Durchführung der Arbeiten.
An der Strassenseite waren 1974 im Sockelbereich noch die Parolen der Kommunistischen Partei von 1945 sichtbar.
Ansicht 1974 von der Strassenseite mit dem Schriftzug "Bürgermeisteramt Fels".
Gemeinde und Hilfswerk haben ihren Sitz im Amtsgebäude. Der Gendarmerieposten wurde Ende 1993 und das Postamt im Oktober 2009 ebenfalls geschlossen.
Umbau Amtshaus Fels zu einem Generationenhaus
Die Marktgemeinde Fels am Wagram wird gemeinsam mit der Wohnbaugenossenschaft GEDESAG ab Sommer 2014 mit der Schaffung von neuen Wohnungen für betreutes und junges Wohnen beim Amtshaus in Fels am Wagram beginnen. Hierbei werden auch neue Gemeindeamts- und Hilfswerkräumlichkeiten geschaffen.
Das bestehende Amtshaus wird adaptiert, thermisch saniert und für Wohnzwecke umgebaut (10 betreute Wohneinheiten, 2 normale Wohnungen). Die Räumlichkeiten von Gemeinde und Hilfswerk übersiedeln ins Erdgeschoss des Neubaus. Darüber werden in 2 Geschossen ca. 8 Einheiten für junges Wohnen und 2 Einheiten für betreutes Wohnen angeordnet.
Am Samstag, dem 6. Dezember 2014 fand die feierliche Grundsteinlegung durch Architekt Christian Galli, Direktor Bmst. Ing. Alfred Graf von der Gedesag, NR Mag. Friedrich Ofenauer und dem Bürgermeister unter reger Beteiligung der Bevölkerung für das Generationenhaus statt.
Die Wohnbaugenossenschaft GEDESAG hat ein Baurecht für 65 Jahre erhalten, das Grundstück bleibt im Eigentum der Gemeinde.
Im Erdgeschoss des Neubaues werden das Gemeindeamt und das Hilfswerk untergebracht. Diese Räumlichkeiten wurden im Rahmen eines Wohnungseigentumsvertrags von der Gemeinde zurückgekauft.
Aufgrund der Bauarbeiten musste das Gemeindeamt ab Februar 2015 im Ausweichquartier Untere Marktstraße 15 untergebracht werden.
Quelle: Gemeindezeitung vom Dezember 2014, Ausgabe 3/2014.
Einweihung Generationenhaus
Die Einweihung des Generationenhauses fand am 21.05.2016 statt.