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Postamt Fels von 1869 bis 2009

Das Postamt in Fels wurde im Jahre 1869 eröffnet. Das war das Jahr in dem die erste Postkarte der Welt, die sogenannte "Correspondenz-Karte" am 1. Oktober 1869 offiziell in Österreich in den Verkehr gebracht wurde.

Im Jahre 1883 wurde in Fels der Postsparkassendienst und im Jahre 1889 der Telegrafendienst eingerichtet. Eine Postkarte aus diesem Jahr 1889 zeigt das Postamt Fels in der Wienerstraße 21 und den Landbriefträger vor dem Eingang.

Nachdem 1911 in Fels das Amtshaus fertiggestellt worden war, übersiedelte auch die Post in die neuen Räumlichkeiten im Amtshaus, Wienerstraße 15.

Die K.K. n.ö. Post-Direction verlautbarte am 24. Jänner 1869 im Amtsblatt der Wiener-Zeitung, dass das neuerrichtete Postamt in Fels am Wagram (Bezirk Krems) am 1. Februar 1869 unter dem Postmeister Franz Bayer seinen Dienst aufnimmt:

Am 1. Februar 1869 wird das neuerrichtete k. k. Postamt in Fels a. Wg. (Bezirk Krems) seine Amtswirksamkeit beginnen.
Dasselbe hat sich mit dem Brief- und Fahrpostdienste zu befassen und erhält seine Verbindung durch die täglich zweimal zwischen Stockerau und Krems verkehrenden Postbotenfahrten.
Der Bestellungsbezirk dieses Postamtes umfasst folgende Ortschaften: Fels mit Einzenthaler Mühle, Feuersbrunn, Gösing, Ober-Seebarn, Unter-Seebarn mit Knödelhütte, Stettenhof, Thürnthal und Wagram.
Die Postmeisterstelle ist dem Herrn Franz Bayer verliehen worden.
Dies wird hiemit öffentlich kundgemacht.

In Österreich wurden die Poststücke ab 1850 mit Hilfe der Eisenbahn transportiert. Die Bahnstrecke von Absdorf nach Krems wurde im Jänner 1872 für den Personen- und Güterverkehr freigegeben. Die Postkutsche zur Beförderung der Briefsendungen wurde nun abgelöst durch die Bahnpost. Nach dem zweiten Weltkrieg war dies die Bahnpost 346, Wien-Grein-St. Valentin. Später erfolgte der Transport der Brief- und Paketsendungen mit dem Post-LKW.

1924 wurde in Fels der Rundfunkdienst eingerichtet.

Mit 1. Jänner 1966 wurden in Österreich die Postleitzahlen eingeführt. Im Laufe des Jahres wurden bis Oktober die ca. 10.000 Handstempel in allen Postämtern, so auch in Fels, ausgetauscht.

Der Fernsprechdienst

Der Fernsprechdienst bestand in Österreich seit 1881. Ab 1. Dezember 1881 gab es in Wien eine Fernsprechzentrale wobei bereits 154 Teilnehmer mit Hilfe der manuellen Vermittlung miteinander telefonieren konnten.

Am Postamt Fels am Wagram wurde der öffentliche Fernsprechdienst am 3. Februar 1919 in Betrieb genommen.

Fernsprecher im Jahr 1928 in Fels am Wagram

224 Häuser / 1.332 Einwohner / 9 Fernsprecher

Arzt, Dr. Rosenkranz, Nr. 1b

Fleischer, Paradeiser Karl, Nr. 2

Landwirt, Schober Anton, Nr. 4

Gemischte Waren, Langecker Georg, Nr. 6

Gemischte Waren, König Johann, Nr. 8

Gasthaus, Bauer Franz, Nr. 9

Gasthaus, Grill Josef, Nr. 10

Gasthaus, Bahnrestaurant, Nr. 11

Sägewerk, Wagner Heinrich, Nr. 14

Fernsprecher im Jahr 1938 in Fels am Wagram

239 Häuser / 1.318 Einwohner / 9 Fernsprecher

Fleischer, Paradeiser Karl, Nr. 2

Weinhandlung, Schober Anton, Nr. 4

Spar- und Vorschussverein, Nr. 6

Gemischte Waren, König Johann, Nr. 8

Gasthaus, Grill Josef, Nr. 10

Gasthaus, Schuh Johann, Nr. 11

Sägewerk, Wagner Heinrich, Nr. 14

Elektrizitätswerk, Nr. 15

Gasthaus, Bauer Franz, Nr. 17

Die Vollautomatisierung im Telefonverkehr begann in den fünfziger Jahren durch die Entwicklung eines Systems für den Selbstwählverkehr. In Fels wurde das Wählamt für den Fernsprechdienst, das in einem eigenen Gebäude errichtet worden war, mit 12. Mai 1966 in Betrieb genommen.

Am 4. Dezember 1972 wurde Karlstein an der Thaya als letzte Ortschaft in den Selbstwählverkehr eingebunden. Die Vollautomatisierung des österreichischen Fernsprechnetzes war damit abgeschlossen.

Renovierung und Schliessung des Postamtes

Im Jahre 1973/74 wurden unter dem Postmeister Rudolf Nowotny die Räumlichkeiten des Postamts Fels modernisiert.

Die europaweite Liberalisierung der Postdienste nach dem EU-Beitritt bedeutete für die privatisierte Post AG in Österreich noch mehr auf die Kosten zu achten. Die Rationalisierungsmassnahmen der österreichischen Post wirkten sich unter anderem durch Zusammenlegungen und Schliessungen von Postämtern aus. So wurde das Postamt Fels mit dem Postamt Grafenwörth zusammengelegt und eine Postpartner-Stelle in Fels eröffnet.

Die Schließung des Postamts Fels erfolgte am 9. Oktober 2009 durch die Postamtsleiterin VB Johanna Weissensteiner, wohnhaft in Fels. Ab 12. Oktober 2009 standen die Postdienste über den Postpartner Kaufhaus Höferl, Wienerstraße 31 in Fels wieder zur Verfügung.

Die Einrichtungsgegenstände des geschlossenen Postamts Fels kamen zum Teil ins Postamt Grafenwörth, in die Postpartner-Stelle Fels im Kaufhaus Höferl und der Rest des Mobilars ging an die Postzeugverwaltung.

Damit hatte das Postamt Fels nach 140 Jahren seine Pforten geschlossen, die Postdienste stehen aber weiterhin der Bevölkerung der Gemeinde Fels in anderer Form zur Verfügung.

Quellen: Chronik Fels am Wagram. Christine Kainz: Österreichs Post, Vom Botenposten zum Postboten, Verlag Christian Brandstätter, 1995, ISBN 3-85447-584-5. Wiener Zeitung vom 1. Feb. 1919, Seite 9. Amtsblatt der Wiener Zeitung, Nr. 19 vom 24. Jänner 1869.

Correspondenz-Karte oder Postkarte seit 1869

Die erste Postkarte der Welt, die sogenannte "Correspondenz-Karte", wurde am 1. Oktober 1869 offiziell in Österreich in den Verkehr gebracht wurde. Der Österreicher Dr. Emanuel Herrmann hatte sie erfunden und das Ergebnis war sensationell. Bereits im ersten Monat wurden 1,4 Millionen Karten verkauft, nach einem Jahr waren es 9,5 Millionen. Das günstige Porto von 2 Kreuzern anstelle von 5 Kreuzern (für das Briefporto) war sicherlich ausschlaggebend für den Erfolg.

Ab 1. Jänner 1885 genehmigte die Post allen Privatpersonen die Herstellung und Versendung von bebilderten Correspondenz-Karten.

Der Lichtdruck war das erste Druckverfahren, der für die Wiedergabe von Fotos geeignet war. Er wurde deshalb verwendet, weil er die naturgetreue Darstellung eines mehrfarbigen Originals ohne Zerlegung in Rasterpunkte erreichte. Ab dem Jahre 1897 wurden fast 90% aller topograpischen Ansichtskarten in diesem Druckverfahren hergestellt. Bis zum ersten Weltkrieg war der Lichtdruck das übliche Druckverfahren für Ansichtskarten.

Ab der Correspondenz-Karten Ausgabe 1890 wurde das Kartenformat von der Postdirektion amtlich auf 14 x 9 cm vergrößert. Diese Größe behielt man für Ansichtskarten bis ca. 1960 bei und änderte sie dann auf 15 x 10,5 cm. Am Anfang druckte man S/W Ansichten, die aber bald von farbigen Druckwerken abgelöst wurden. Richtig los ging es ab 1890 bis 1895 und es wurde in den verschiedensten Drucktechniken gedruckt. Um 1900 überschlugen sich in der Ansichtskartenproduktion drucktechnisch die Ereignisse. Die größten Verlage brachten nun farbige Ansichten auf den Markt, die sich preislich von den farbigen Lithographien stark unterschieden und daher für den Kartenschreiber eher erschwinglich waren.

Die Adresse auf der Correspondenz-Karte musste ganzseitig ausgeführt werden, und deshalb durften Mitteilungen bzw. Grüße nur bildseitig geschrieben werden. Erst mit der Postverordnung vom 23. November 1904 wurde erlaubt die Adress-Seite zu teilen. Jetzt hatte man die Möglichkeit die Bilder größer zu gestalten, da der Absender nun den Text auf die Rückseite der Karte setzen konnte.

Quellen: Johann Linortner, Irmgard und Arthur Goldner: Zur Sommerfrische im Ausseer Land, Eigenverlag Johann Linortner, 2007, ISBN 978-3-200-01089-5. Neue Freie Presse Wien vom 26. Jänner 1869.

Der älteste bisher aufgefundene Abdruck eines Poststempel stammt aus Wien und befindet sich auf einem Brief aus dem Jahre 1751. Er dokumentiert den Aufgabeort "V.WIENN". Findige Köpfe entdeckten mit der Zeit die Nützlichkeit, dem Aufgabeort auch das Aufgabedatum hinzuzufügen; sie schufen damit den Orts- und Tagesstempel (OT-Stempel), den man heute allgemein als "Poststempel" bezeichnet. Manchmal findet man auf alten Briefen noch einen Rundstempel "Bestellt". Dieser wurde mit der Briefpostverordnung 1839 eingeführt und bei gewöhnlichen Briefsendungen 1902 eingestellt, auf Postkarten 1905 abgeschafft. Bei Einführung der Briefmarke am 1. Juni 1850 wurde der Poststempel nun für die Entwertung der Briefmarke verwendet. In der Abbildung sieht man einen Poststempel vom Postamt Fels vom Juli 1900 mit der entwerteten 5 Heller Marke.

Seit 1882 wurden die OT-Stempel nicht mehr von den Postämtern selbst beschafft sondern von der Postverwaltung beigestellt um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten. Im Jahre 1891 wurde der Stempel um die sogenannten Schalterbuchstaben ergänzt um in Postämtern mit mehreren Schaltern die Nachforschungen zu erleichtern. Die Stempel wurden in den Postämtern aus Gründen der Sparsamkeit so lange verwendet als der Stempel noch leserlich war. In der Abbildung sieht man einen Poststempel vom Februar 1939 mit Schalterbuchstabe "a". Die Postkarte ist ohne Marke, da dies ein Feldpostbrief war.

Als mit 1. Jänner 1966 in Österreich die Postleitzahlen eingeführt wurden waren natürlich die Stempel auch von dieser Änderung betroffen. Im Laufe des Jahres wurden bis Oktober die ca. 10.000 Handstempel in allen Postämtern, so auch in Fels, ausgetauscht.

Quelle: Christine Kainz: Österreichs Post, Vom Botenposten zum Postboten, Verlag Christian Brandstätter, 1995, ISBN 3-85447-584-5.